Literatur

Text: ©Maria Stern 2016 / Produzent: Ulrich Allroggen 2023 / Stimme & Co-Produzentin: Maria Stern / Foto: Reza Sarkari / Special Thanks to Sebastian Felber

Bastard - das Hörbuch


Im Sommer 2016 beschäftigte mich die Frage, warum in Österreich fast die Hälfte der Alleinerzieherinnen und ihre Kinder von Armut und Isolation betroffen sind, was (beinahe) niemanden interessierte. Ich kam zu dem Schluss, dass das historische Ursachen haben musste und begann zu recherchieren. Nicht wissend, dass ich das Tor zur Hölle aufstieß.

Das Ergebnis der Recherche war mein Hörbuch "Bastard", mit dem ich Alleinerzieher:innen und ihren Kindern ihre Geschichte schenken will. Denn nur, wer seine Vergangenheit kennt, kann eine Standortbestimmung machen und die Zukunft gestalten.


Apple Podcasts Spotify Interview in "Amoral & Anmut"

"Empfehlungs-Gebrüll für den Podcast "Bastard" von Maria Stern! Ein bildersprachlich-überdeutliches Vor-Augen-Führen, welches Leben Alleinerziehende hinter Fassaden wirklich führen, wie mit der alleinerziehenden Frau von der Antike bis in die Jetzt-Zeit umgegangen wurde/wird... juristisch, kirchlich, gesellschaftlich... ein schonungslos gründliches Aufrollen, von Beschämung bis Befreiung, macht vieles klar. "Sie sind gefährlich", die Frauen die aufklären."


Amoral & Anmut


"Wir empfehlen den einzigartigen Podcast "Bastard" von Maria Stern, in dem sie die Geschichte von uns Alleinerzieher*innen in spannende Geschichten verpackt. Wir finden uns in jeder einzelnen Folge wieder! Achtung! Suchtpotential!"


Verein Fem.a

Politik nach Corona
55 gute Nachrichten

Es war bald klar, dass Corona keinen Stein auf dem anderen lassen würde. In nur einer Woche wurde Österreich so umgekrempelt, dass die 55 guten Nachrichten feststanden, an denen sich eine zukünftige Politik orientieren kann, wenn sie die Zeichen der Zeit erkennen will.

Da der drohende Klimakollaps und die sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich nicht die Zukunft ist, die ich mir für unsere Kinder wünsche, notierte ich die 55 guten Nachrichten im Lauf der ersten Corona-Woche in Österreich. Denn wir Menschen vergessen so schnell.
Wieser Verlag
Reihe: Ultramarin 010
Erscheinungstermin: 15. April 2020
ISBN: 978-3-99029-426-0
"Ein Virus als Bestseller. Viele Autoren richten ihr Instrumentarium zum Weltempfang ganz auf die Pandemie. Das ist flott gemacht, umfasst die Krise doch sämtliche Lebensbereiche. Entsprechend vielfältig ist die bereits auf den Markt drängende Corona-Litaratur. Ex-Jetzt-Chefin Maria Stern hat `55 gute Nachrichten`für eine `Politik nach Corona`."
Der Standard

 „Mattias Strolz versucht in seinem aktuellen Buch Kraft & Inspiration für diese Zeiten Antworten zu geben, gleichzeitig aber immer auch Fragen zu stellen. Über das Dasein, über den Sinn. Ähnlich ist der Gedanke, anders aber der Zugang, den Maria Stern, Ex-Parteichefin der Liste Jetzt, formuliert. Sie fasst in 55 guten Nachrichten zusammen, welche Politik nach Corona ihres Erachtens notwendig wäre, um dem Planeten Erde eine Zukunft zu gewährleisten. Sterns Thesen sind kurz und bündig, Strolz holt eher weitläufig aus, umkreist, umarmt seine Gedanken. Anregung zur Diskussion bieten die relativ positiven Ansätze beider ehemaligen Politiker. Streitbar. `Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar`, schrieb einst Ingeborg Bachmann. Diesem Statement ist nichts hinzuzufügen, (...).“
Der Standard

"Wovon wir uns besser verabschieden sollten: Vom Glauben an den Wert des grenzenlosen Wirtschaftswachstums, vom lächerlichen Nationalismus, vom Nulldefizit, Gutmensch als Schimpfwort zu verstehen. Und es gibt sie, die "Good News": Auch Medien bringen plötzlich Good News, Hotels stellen Zimmer für Obdachlose zur Verfügung, es gibt eine neue Solidarität zwischen den Generationen, Nachbarschaftshilfe funktioniert...und schließlich die Erkenntnis: Lesen ist (wieder) Kult!"
business Woman
Im wilden Osten
Skizzen aus Serbien

Im Jahr 1999 reiste Maria Stern erstmals nach Serbien, obwohl oder gerade, weil die Nation international verpönt war. Dies war der Beginn der Auseinandersetzung mit einem Land in der Nachkriegszeit, die sieben Jahre lang andauerte. In “Im wilden Osten” beschreibt sie ihre persönlichen Begegnungen und gesellschaftspolitische Entwicklungen, immer aus der Perspektive des Hauses ihrer ehemaligen Schwiegereltern.
Wieser Verlag
ISBN 978-3-99029-427-7
Erscheinungstermin: Oktober 2020
“Liebe Frau Stern, Sie haben etwas geschrieben, das man sonst nirgends lesen kann, ein notwendiges Bild einer doch wirklicheren Welt. Ich war ein paarmal in Pancevo, am Fluss, habe auch im Hotel übernachtet, mit den Nachtschwaden der Bomben. Unbedingt sollte Ihr Text publiziert werden. Wenn Sie von mir irgendwo einen Anstoß brauchen, über diesen Brief hinaus: ich bin bereit.”
Peter Handke

“..liest sich der Text so großartig, dass ich nicht weiß, ob ich ihn für einen literarischen oder einen ethnografischen halten soll - aber natürlich ist die Dichotomie falsch, er ist doch beides.”
Dr. Karl Kaser, Karl-Franzens-Universität Graz

Krimis:
Acetat
Clara Cobans erster Fall

“Clara scrollte weiter, las, dass der gefährlichste Platz für Frauen zu Hause war und wunderte sich, warum Eltern sich sorgten, wenn ihre Töchter am Abend lange unterwegs waren.“

Die meisten Morde passieren in Folge von häuslicher Gewalt. Als die Wiener Mordkommissarin Clara Coban beginnt, nach den Ursachen dieser weit verbreiteten Bluttaten zu suchen, wird sie stets unzufriedener mit der medialen Berichterstattung nach einem „Familienstreit“ und legt sich schließlich mit den Medienmogulen des Landes an. Dies stört zunehmend den Frieden ihrer eigenen Ehe mit David, der bei einer renommierten Tageszeitung arbeitet. Als plötzlich ihre Nachbarin verschwindet, ermittelt sie auf eigene Faust und gefährdet damit nicht nur ihren Job.
Verlag Wortreich
 ISBN 978-3-903091-17-7
 eBook – erhältlich auf allen Plattformen
Erscheinungstermin: 5. September 2015
ISBN 978-3-903091-20-7
“Spitzenkrimi aus Wien! Liebe Maria Stern, bitte ganz schnell weiterschreiben…” Thalia

“Und ein Mann lebt in einem Keller, zieht sich Pornos rein und hat abgründige Fantasien!” Woman

“Ein sehr unterhaltsamer und schlauer Stadtkrimi, der Polizeiarbeit nicht immer nur geschickt aussehen lässt, sich über den Rassismus in den Debatten über häusliche Gewalt im Klaren ist, der den Donaukanal zum erfrischenden Badewasser erklärt und an dessen Ende man zweimal überlegt, ob man auf einen schnellen Cagucchino im Roten Bären absteigt…” Augustin

“Familientragödie - titelt der Boulevard. Das macht die Kommissarin Clara Coban wütend (…). Maria Stern hat sich für ihren ersten Roman ein wichtiges und komplexes Thema ausgesucht, wofür sie gewissenhaft recherchiert hat. Sie findet die richtigen Worte, baut durch mehrere Handlungsstränge Spannung auf, die es der Leserin schwer macht, das Buch wegzulegen. Und das, obwohl einem beim Prolog die Tränen in die Augen steigen.” Weiberdiwan

“Die Hauptromanfigur Clara Coban ist selbstbewusst, eigensinnig, sensibel und geht keinem Konflikt aus dem Weg. Sie löst mit Wiener Humor, aber auch mit realistischen ernsten Hintergründen als Kommissarin der Wiener Kriminalpolizei ihre ersten Fälle.” Veronika Reininger, Die Alternative

“Maria Stern führt mit Acetat eine neue Ermittlerin in die Krimiwelt ein. Ich habe mich sehr über diesen Krimi gefreut….“ Karin Braun, Bloggerin

“Mehrmalige Perspektivenwechsel zwischen Täter und Opfer, sowie der Ermittlerin erhalten die Spannung bis zum Schluss. Bitte mehr davon!” &Radieschen - Zeitschrift für Literatur

Wassermann
Clara Cobans zweiter Fall

»Und es ist tatsächlich ihr eigenes Blut?«
»So sind die Gerüchte.«
»Gerüchte!“ Die Politikerin lachte trocken: „Die können sich zerstreuen, oder?«
»Natürlich.«
»Sie passen mir aber gerade ausgezeichnet ins Konzept.«

Kriminalkommissarin Clara Coban hat einen neuen Fall: Eine ukrainische Putzfrau wurde vom Dach des Parlaments gestürzt. Die Ermittlerin und ihr Kollege Aca Petrovic mischen sich in den parlamentarischen Alltag und versuchen, der Tat auf die Spur zu kommen. Bald zeigt sich, dass die beiden nicht nur den Mord aufklären, sondern auch die Abgeordnete Sahra Schneider schützen müssen, die von vielen Seiten bedrängt wird – so haben sich nicht nur konservative Parlamentarier, sondern auch Identitäre, Abtreibungsgegner und möglicherweise auch die Grauen Wölfe vorgenommen, sie abzusägen. Wenn nötig, mit Gewalt. Im Laufe der Ermittlungen muss Clara erkennen, das nicht nur Sarahs Leben in Gefahr ist, sondern auch die Demokratie.

ISBN 978-3-903091-51-1
eBook –  erhältlich auf allen Plattformen
Erscheinungstermin: 1. September 2017
ISBN 978-3-903091-54-2
„Politikerin auf Mörderjagt.” Woman

„Während des Bundespräsidentschafts-Wahlkampfs stürzt eine Putzfrau vom Dach des Parlaments. Eine Abgeordnete bekommt Drohbriefe, das Land ist tief gespalten. Die Kriminalpolizistin Clara Coban und ihr Kollege Aca werden in einen Strudel von politischen Intrigen gezogen. Bald stellt sich heraus, dass nicht nur das Leben der Abgeordneten Sahra Schneider in Gefahr ist, sondern die Demokratie überhaupt!“ Vor Magazin, Krimi Nacht

“Die Polizei war gerade dabei, das rotweißrote Band zu spannen, das die Presse vom Fundort abhalten musste. Dass diese international sein würde, war vorauszusehen. Man befand sich noch immer im längsten Wahlkampf, den Österreich je erlebt hatte, da kam die Leiche gerade recht.” Bücher.de

“Stern ist nicht nur Parteiobfrau der Liste Pilz, sondern auch versierte Krimiautorin. Ihr zweiter Thriller widmet sich Mord und politischen Intrigen.” Vienna.at

“Ein spannender Polit-Krimi aus der Feder der in der DDR geborenen österreichische Singer-Songwriterin, Lehrerin, Schriftstellerin und Politikerin Maria Stern, den sie ein Jahr vor ihrem politischen Engagement geschrieben hat.” Schwarza Taler 

„Nachts saugt Frau Romanova, seit 20 Jahren Putzfrau im Parlament, die roten Teppiche. Dem Abgeordneten, den sie zu solch später Stunde begegnet, noch dazu in einem Trakt, in dem er nichts zu suchen hat, ist das höchst unangenehm. Und wieso trägt er Sonnenbrille? So beginnt der Krimi “Wassermann”, den Maria Stern kurz vor ihrer politischen Karriere geschrieben hat.” Kurier

„Wien als Zentrum eines weltweiten Skandals, der – wenn er nicht aufgedeckt wird – die Weltordnung aus den Angeln hebt.” Aus-erlesen 



Anthologien:
Böhlau Verlag 2019
ISBN 978-3-205-23154-7
  • Leseprobe

    Frauenpower an der Spitze von JETZT


    Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.“ (Simone de Beauvoir)


    Chefinnen im Talk


    Es war still, nur die Kosmetikerinnen klapperten mit ihren Deckeln und Pinseln. Kreative Konzentration im ORF-Zentrum am Küniglberg, während die Chefinnen der drei Oppositionsparteien für die Diskussionsrunde Im Zentrum vorbereitet wurden, in der sie zum ersten Mal gemeinsam auftraten. Es tat gut, mit zwei so klugen Frauen gegen die Vertreter einer rechtskonservativen Regierung anzutreten, die nicht nur frauenpolitisch eher marginal versiert ist.


    Pamela Rendi-Wagner, Beate Meinl-Reisinger und ich hatten die Felder der Übereinstimmungen und Differenzen bereits abgesteckt und waren uns einig, dass nicht nur die Qualität der parlamentarischen Arbeit, wie zu kurze Begutachtungsfristen und mangelhafte Antworten zu Anfragen, sondern auch die Rechtsstaatlichkeit an sich und der internationale Ruf bzw. die drohende Isolation Österreichs im Winter 2018 auf dem Spiel standen.


    Der Kanzler schwänzte, pardon, er ließ sich entschuldigen. Er hatte seinen ORF Auftritt an diesem Sonntag bereits hinter sich, bei dem er als Oberheld in der Sendung Österreichs Heldinnen und Helden Preise verteilt hatte. Das ermüdet, man versteht. Und zeigt, wie weit die Orbanisierung der österreichischen Medienlandschaft bereits fortgeschritten ist. Politikern sollte medial auf den Zahn gefühlt werden. Dazu zählt nicht, dass sie in emotionalen Shows die Hauptrolle bekommen. 


    Sein Vertreter entschuldigte ihn mit dem Verweis auf den Afrika Gipfel am folgenden Tag, auf den sich der Kanzler vorbereitete. Es stellte sich heraus, dass es sich hierbei um ein Abendessen handelte und ich fragte mich, warum sich ein Kanzler 24 Stunden lang auf ein Dinner vorbereiten muss, statt sich dem spontanen Schlagabtausch einer Diskussionsrunde zu stellen. Kochte er etwa selbst?


    Ich erledigte meinen Job. Ein Kurzclip, der danach im Netz kursierte, und in dem ich wiederholt über das Sicherheitsrisiko der häuslichen Gewalt sprach, belegte den zehnten Platz der Top 10 der meistgesehenen Clips der Sendung Im Zentrum des Jahres 2018. Mein Sager zum Familienbonus in einer vorherigen Sendung erreichte Platz 5. Somit war ich die bestgereihte Politikerin des Jahres und die Einzige, die zwei Plätze belegte.


    (…)


    Was tut eine Parteichefin?


    Was bedeutet es, neben all den Sachthemen und der schnelllebigen Tagespolitik, Parteichefin zu sein? Viel Arbeit. Ein internes Team mit Geschäftsführung, Pressestelle, Social Media, juristischer Recherche und Assistenz zusammenstellen, den Aufbau der Länderorganisationen im Blick haben, deren Themen begleiten, ausgeuferte Korrespondenz bewältigen, Hassmails und Briefe mit pornographischen Gewaltphantasien an Juristen weiterleiten, Arbeitsgruppen initiieren, Strukturen im Netz beauftragen, mit NGOs und Interessensgruppen netzwerken, auf Veranstaltungen und Tagungen sprechen, tagespolitisch on top sein, Entwicklungen beobachten, Strategien, Projekte und Kampagnen entwickeln, Weichen für Wahlkämpfe stellen, inhaltliche Schwerpunkte setzen und Medienarbeit. 


    (…)

     

     

400 Autorinnen und Autoren schreiben über die Bedeutung des Hörfunks, des Funkhauses und des Hörfunksenders Ö1. Veröffentlicht: 2017
  • Leseprobe

    In den Jahren, in denen ich viel im Ausland war, gab es zwei Dinge, auf die ich mich freute, wenn ich wieder nach Österreich kam: Ö1 und Vollkornbrot. In dieser Reihenfolge. 


    Ö1 hat mich medial sozialisiert. Ich höre jeden Tag Ö1 und es ist gänzlich einerlei, was für eine Sendung gerade läuft: die guten Recherchen, angenehmen Stimmen, interessanten Themen, die abwechslungsreiche Musik, die respektvolle Berichterstattung und die humanistische Grundhaltung sind für mich Säulen in einer Welt, die unter dem Sparstift zusehends zu verrohen droht. 


    Sparen bei Ö! dürfen wir nicht zulassen und das werden wir auch nicht zulassen: dazu sind wir Ö1 HörerInnen viel zu gut informiert, sensibilisiert und engagiert!


      

Mandelbaum Verlag 2014
ISBN 978-3-85476-457-1
  • Leseprobe

    Kindesunterhalt? Ja, bitte!


    Wer arbeitet in Österreich am Meisten und ist am Stärksten von Armut betroffen? Die Alleinerziehenden. Das erfuhr auch ich schmerzlich am eigenen Leib:


    Ich erhielt nach meiner einvernehmlichen Scheidung €900 Alimente für drei Kinder. Mein Exmann machte sich kurz vor der Scheidung als erfolgreicher Softwareentwickler selbstständig und zahlte ein Jahr lang pünktlich und im vollen Ausmaß. Bis der Brief kam. In dem er mir mitteilte, dass er mir aufgrund der Auftragslage ab dem nächsten Monat nichts mehr überweise könne. Der Schock saß tief und ich informierte mich umgehend über die Rechte meiner Kinder. 


    Von der Antragsstellung beim Jugendamt bis zur Auszahlung des Unterhaltsvorschuss wartete ich volle fünf Monate, in denen ich auch keine Sozialhilfe bekam. Ich wäre delogiert worden, wären meine Eltern nicht unterstützend eingesprungen. 


    Das Bezirksgericht prüfte die Daten des Kindesvaters und legte den Unterhaltsvorschuss auf €600 für alle drei Kinder fest. Daraufhin stellte der Kindesvater beim Oberlandesgericht den Unterhaltsherabsetzungsantrag und ich bekam dreizehn Monate lang, bis die Lage des Vaters erneut überprüft worden war, €100 monatlich. €30 für den Sohn, €30 für die mittlere und€40 für die ältere Tochter.


    Somit lebten wir, infolge eklatanter Gesetzeslücken beim Unterhaltsgesetz, eineinhalb Jahre in manifester Armut, obwohl ich einen Job als Lehrerin hatte. Ich litt unter heftigen Schwindelattacken, Existenzängsten und Schlafstörungen. Der Kauf von abwechslungsreichem Essen und Kinderkleidung oder gar Luxus wie Eis, Bücher und Spielsachen war die Ausnahme.


    Doch als SingerSongwriterin hatte ich eine Stimme. Ich sang auf Demos und gesellschaftspolitischen Veranstaltungen über die Situation von Alleinerziehenden in Österreich, über die strukturelle Gewalt an Müttern und über Frauenarmut. Ich traf auf MitarbeiterInnen einschlägiger NGOs und PolitikerInnen, die mich stärkten und mir halfen, das System besser zu verstehen. 


    Die Folge war meine Petition Kindesunterhalt? Ja, bitte! Diese erfuhr von Anfang an prominente Unterstützung und die Medien reagierten mit zahlreichen Einladungen. Zusätzlich begann ich Stand Ins vor dem Parlament abzuhalten – eine Stunde Stehen gegen Kinderarmut. Ich kontaktierte alle für die Sache wichtigen PolitikerInnen und lernte die Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und die Nationalratsabgeordnete Elisabeth Grossmann (SPÖ), Dorothea Schittenhelm (ÖVP) und Daniela Musiol (Grüne) als Mitstreiterinnen kennen.


    Das Justizministerium informierte mich im Sommer 2014, dass die Modernisierung des Unterhaltsgesetzes, seit 2008 im Regierungsprogramm verankert, gemeinsam mit Gleichstellungsbeauftragten aller Parteien, für das Jahr 2016 geplant war. So lange noch warten? Der erste Schritt des Justizministers Brandstätter würde die Erhebung der Kosten sein, die ein Kind verursacht. Ich wies ihn höflich darauf hin, dass Michaela Moser (Armutskonferenz, EAPN) seit Jahren genaue Kostenaufstellungen, auch für Ein-Eltern-Haushalte, in den Referenzbudgets macht, die jederzeit zu googeln sind. Er könne also unverzüglich mit der eigentlichen Arbeit beginnen (…).


    (…) Bei Schimpansen kann man beobachten, dass Mütter und Kinder in Krisenzeiten in die Mitte der Gruppe genommen werden, während starke Schimpansenmänner an den Rand stürmen, um sie zu beschützen. Bei uns ist es genau anders herum: dynamische Männer bilden nach wie vor die Eliten, während alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern an den Rand gedrängt werden (…).




Mandelbaum Verlag 2015
ISBN 978-3-85476-493-9
    • Leseprobe

      Sabine


      Ich lernte Sabine vor dem Parlament kennen. Bei meinem frühsommerlichen "Stand In" - eine Stunde stehen gegen Kinderarmut - war der ORF anwesend und sie sprach, als Alleinerziehende, die von Armut betroffen ist, klare Worte in die Kamera.


      Sie war der Typ Frau, von dem man auf den ersten Blick keine Armut vermuten würde: glänzend blonde Haare, warme Augen, ein weißes Sommerkleid, gepflegte Füße, feste Stimme und Händedruck, Lachfältchen. Doch das täuschte.


      Bereits zum zweiten Mal in Folge waren sie und ihre Kinder Opfer des Unterhaltsherabsetzungsantrages geworden. Der Kindesvater hatte den festgelegten Unterhaltsvorschuss per Antrag herabsetzen lassen. Wie in Österreich üblich, erfolgte die Herabsetzung prompt. Sabine wartete bereits seit einem halben Jahr auf einen neuen Beschluss und erhielt €50 pro Kind. Laut Regelbedarfssätzen würde ihren Kindern pro Nase €313 zustehen. Ein paar Jahre davor musste sie ein Jahr und sieben Monate warten. Sabine fühlte sich retraumatisiert. Wozu gibt es die Regelbedarfssätze eigentlich?


      Ein paar Monate später, die Blätter leuchteten rot und gold im Nebel, rief sie mich verzweifelt an. Sie konnte eine Verwaltungsstrafe nicht bezahlen. Die Polizei hatte sie vorgeladen und mit dem Gefängnis gedroht, wenn sie die Rechnung nicht baldigst beglich. Ich startete einen Aufruf, steckte Ignoranz und Häme auf Facebook weg und fand dann doch, im letzten Moment, zwei Spenderinnen. Sabine ging nicht ins Gefängnis. Aber sie konnte auch nicht mehr arbeiten. Die wiederholte Armut, verschuldet durch den Unterhaltsherabsetzungsantrag, und die Angst, nicht mehr gesellschaftsfähig zu sein, machten sich bemerkbar. Die Selbstständigkeit rächte sich jetzt. Sie war nicht mehr fähig, genug Aufträge anzunehmen, um sich und ihren Kindern den Lebensunterhalt zu sichern. Abwärtsspirale.


      Nach Weihnachten sprach sie auf meine Mailbox. Leise klang ihre Stimme, gedrückt, nicht ganz sie selbst. Sie bat mich, sie zum Jugendamt zu begleiten, damit sie nicht endgültig auseinanderbricht. Am Tag vor Weihnachten hatte das Jugendamt ohne Vorwarnung ihre Kinder aus Kindergarten und Schule abgeholt. Vorrübergehend. Eltern hatten angerufen, da Sabines Verhalten merkwürdig geworden war. 


      Ich erinnerte mich an die Zeit, in der ich, aufgrund des Unterhaltsherabsetzungsantrages nur €100 für meine drei Kinder bekommen hatte und gesundheitlich und psychisch schwer beeinträchtigt gewesen war. Ich wusste, dass das mit dem Jugendamt auch mich hätte treffen können. Wenn eine Mutter in ihrer Existenz bedroht ist, liegen die Nerven blank. Der Mangel, die Angst und die Ohnmacht fluten alle Systeme.


      Die Kinder hat sie bald wieder zurückbekommen, doch als ich sie vor dem Jugendamt traf, erschrak ich. Vor mir stand ein Wrack. Der von der Armut bedingte Kindesentzug hatte sie aus der Bahn geworfen. Sie war nun kein Mitglied der Gesellschaft mehr, konnte überhaupt nicht mehr arbeiten und jedes ihrer Worte war wund.


      Die Bäume beginnen wieder zu blühen. Sabines größter Wunsch, in Ruhe und Frieden zu leben, ist noch nicht in Erfüllung gegangen. Ihre Kinder sind sehr anhänglich geworden. Sie überlegt, umzuziehen, aufs Land, wohin auch immer, nur weg von den Eltern, die sie beim Jugendamt angeschwärzt hatten. Sie hat Kopfschmerzen und ein sattes Minus am Konto. Auf den Beschluss wartet sie noch immer...


    Extras:
    DerStandard Bibliothek 2019
    • Leseprobe

      Von der Politaktivistin zur Parteichefin


      Wenn sich zwei streiten, freut sich die Dritte. Wie freudvoll die Aufgabe ist, die Partei mit dem noch zu findenden Namen, die derzeit Liste Pilz heißt und womöglich in den Köpfen vieler Wähler auch weiterhin so heißen wird, zu führen, wird Maria Stern erst erfahren. Eine einfache Aufgabe ist es jedenfalls nicht: die Liste, die keine Partei sein will, aber auch nicht weiß, was sie sonst sein soll, ist jung, sprunghaft und besteht aus mehreren starken Egos, die nicht unbedingt gern anderen den Vortritt lassen. 


      Die dreifache Mutter hingegen hielt Peter Pilz, der aus dem freiwilligen Exil zurückkehrte, sogar die Tür auf und blieb selbst draußen. Dass nun ausgerechnet sie, deren bisher prominentester Schritt dieser eine Schritt zurück war, an die Spitze der Liste tritt, sagt wohl mehr über den Charakter der Partei aus, als über den der 45-Jährigen.


      Sie sei weniger stark von dem Streben nach Macht beseelt als vom Wunsch nach politischen Veränderungen, sagen Wegbegleiterinnen über die Lehrerin, Musikerin und Krimiautorin. Dass manche sie bei der Kandidatur als Polit-Quereinsteigerin bezeichneten, war jedenfalls verfehlt (…).


      Seit langem ist sie in diversen feministischen Netzwerken aktiv, engagiert sich für Verteilungsgerechtigkeit und gegen Armut, gründete unter anderem das Forum Kindesunterhalt, bevor sie Co-Initiatorin des zweiten Frauenvolksbegehrens wurde. 


      Wenigen Listenkollegen gelang es so erfolgreich wie ihr, Themen zu setzen. So wurde ihr Vorschlag für einen staatlich garantierten Mindestunterhalt im Nationalratswahlkampf tagelang öffentlich diskutiert und schließlich von allen anderen Parteien begrüßt – wenn auch nur theoretisch.


      (...)


    Mit Asli Erdogan im WUK
    • Erneut Anklage gegen Aslı Erdogan!

      Die bedeutende türkische Schriftstellerin und Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreisträgerin 2017 Aslı Erdoğan soll nach dem Willen der türkischen Staatsanwaltschaft noch einmal vor Gericht gestellt werden. Wieder wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ sowie „Zerstörung der nationalen Einheit“.


      Diese Zeilen schrieb die Schriftstellerin im Jahr 2016, in dem sie als Beschuldigte in Untersuchungshaft im Gefängnis saß: 


      „Inzwischen konnte ich die Isolationshaft verlassen und bin nun in einer Zelle mit zweiundzwanzig anderen Frauen. Immer zwei von uns teilen sich ein kleines Zimmer, wir haben eine Gemeinschaftsküche und einen Hinterhof, komplett aus Stein. Pflanzen sind nicht erlaubt, nicht einmal Erde. (...)


      Hier ist alles ein Kampf und ein Problem. Der Gang zur Krankenstation, um meine Medikamente zu bekommen, die Kleidung zu erhalten von meinen Besuchern, Bücher zu bekommen. Bedingt durch den Ausnahmezustand und da ich weder Brüder, Schwestern, Kinder noch Ehegatten habe, kann mich nur meine Mutter besuchen. Für eine 72 Jahre alte Frau ist das eine enorme Belastung. (...) 


      Meine einzigen Besucher sind also meine Anwälte und meine Mutter. Ich spreche mit meiner Mutter, getrennt durch zwei Glasscheiben, über eine Telefonanlage. Das Gespräch wird mit Sicherheit aufgezeichnet. Mit meinen Anwälten kann ich frei sprechen.“


      Nach einem Freispruch im Februar 2020, versucht nun ein neu bestellter Staatsanwalt, das Verfahren gegen Aslı Erdoğan wieder in Gang zu setzen, und wirft ihr erneut „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ und „Zerstörung der nationalen Einheit“ vor. Bei einem Schuldspruch drohen Aslı Erdoğan bis zu neun Jahre Haft. Die schwerkranke Schriftstellerin ist seit dem gescheiterten Putsch vom 15. Juli 2016 wiederholt Zielscheibe des türkischen Justizapparates. 


      Die IG Autorinnen Autoren, der österreichische PEN-Club, die Grazer Autorinnen Autorenversammlung und die Literatur Vorarlberg unterstützen Aslı Erdoğan, die u.a. die wiederholten Gewalttaten des türkischen Präsidenten an der kurdischen Minderheit kritisierte. Sie solidarisieren sich mit den Verfolgten der Willkürjustiz des AKP-Regimes. Zudem fordern sie Bundeskanzler Sebastian Kurz, Außenminister Alexander Schallenberg und Vizekanzler und Kunst- und Kulturminister Werner Kogler sowie die Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer dazu auf, sich offiziell hinter die Preisträgerin des Bruno-Kreisky-Preises zu stellen und von allen AKP-nahen Vereinen in Österreich, wie bereits Ende September 2019 vom Nationalrat verlangt, die Verfassungstreue gegenüber der österreichischen Bundesverfassung zu überprüfen und bei nicht-entsprechendem Prüfungsergebnis die Notbremse zu ziehen.


      Maria Stern, Gerhard Ruiss, Sylvia Treudl, Siljarosa Schletterer, Hahnrei Wolf Käfer, Gabriele Russwurm-Biro, Gerhard Altmann, Renate Welsh, Ludwig Laher, Peter Paul Wiplinger, O.P. Zier, Gregor Fink, Hellmut Butterweck, Manfred Chobot, Nils Jensen, Margit Hahn


      IG Autorinnen Autoren

      Österreichischer PEN-Club, Helmuth A. Niederle

      Grazer Autorinnen Autorenversammlung, Ilse Kilic, Fritz Widhalm, Jopa Jotakin,

      Writers in Prison Komitee, Martin Roth

      Literatur Vorarlberg, Erika Kronabitter


      Wien, 6.7.2020


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